Illegale Straßenrennen: Risiken, Strafmaß und Folgewirkungen

VON dr. Fragen  - November 14, 2023

Illegale Straßenrennen: Risiken, Strafmaß und Folgewirkungen

Verbotene Straßenwettkämpfe bergen ein hohes Risiko für die Sicherheit im Straßenverkehr und sind rechtswidrig. In dieser Bericht widmen wir uns den vielfältigen Facetten von unerlaubten Straßenrennen. Wir erörtern, was unter einem verbotenen Rennen zu verstehen ist, beleuchten die juristischen Nachwirkungen – einschließlich der möglichen Anordnung einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) – für die Beteiligten und Organisatoren und gehen auf das Gefahrenpotenzial dieser riskanten Abenteuer ein.

Was kennzeichnet ein verbotenes Straßenrennen?

In Deutschland existieren spezifische Merkmale, die ein Straßenrennen als verboten klassifizieren. Solche Rennen können unterschiedliche Gestalten annehmen und sind nicht nur auf klassische Wettfahrten beschränkt:

Ein verbotenes Rennen liegt vor, wenn Fahrzeuge auf einer ausgedehnten Strecke oder bei einem Beschleunigungswettbewerb von einer Ampel zur nächsten gegeneinander antreten. Auch Zeitrennen oder Fluchtfahrten vor der Polizei zählen zu verbotenen Rennen und sind strafbar.

Wichtigste Kriterien: Wettbewerb und Geschwindigkeit

Für die Anerkennung eines Rennens im Sinne des Strafgesetzbuches (§ 315d StGB) müssen Wettbewerb und Geschwindigkeit gegeben sein. Es setzt die Beteiligung von mindestens zwei Fahrern voraus, wobei die Länge der Strecke nebensächlich ist.

Es gibt typische Anzeichen für ein Rennen. Dazu zählen der gleichzeitige Start mehrerer Fahrzeuge, etwa an einer Ampel, ein waghalsiger Fahrstil, gemeinsame Zielsetzungen, Zeitmessungen sowie der Einsatz leistungsstarker und möglicherweise modifizierter Fahrzeuge. Entscheidend ist auch der Drang der Beteiligten, besonders schnell zu fahren und nach noch mehr Geschwindigkeit zu streben.

Nicht nur Wettrennen zwischen mehreren Fahrern sind rechtswidrig, sondern auch sogenannte Solo-Rennen. Ein Einzelfahrer macht sich gemäß § 315d Absatz 1 Nr. 3 StGB strafbar, wenn er sich mit überhöhter Geschwindigkeit fortbewegt, um eine hohe Geschwindigkeit zu erzielen. Jedoch werden einfache Geschwindigkeitsüberschreitungen, die keinen Renncharakter aufweisen, nicht geahndet.

Die juristische Beurteilung und Ahndung von unerlaubten Rennen ist von den Umständen des Einzelfalls abhängig. Es ist von Bedeutung, dass solche Tätigkeiten nicht nur gefährlich, sondern auch ein Verstoß gegen das Gesetz sind. Die Strafverfolgungsbehörden sind bestrebt, die öffentliche Sicherheit zu sichern und diejenigen zu bestrafen, die an verbotenen Rennen teilnehmen oder diese veranstalten.

Strafmaß für Beteiligte an verbotenen Straßenrennen

Die Strafen für Beteiligte können von Geldstrafen bis zu zwei Jahren Freiheitsentzug reichen. Wird durch das Rennen jemand oder etwas verletzt, zerstört oder gefährdet, steigt die Strafe auf bis zu drei Jahre Haft.

Bei vorsätzlichem Handeln droht den Beteiligten bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug. Die spezifische Strafe hängt von den individuellen Gegebenheiten des Falls ab. Das Ausmaß der Gefahr und eventuelle Verletzungen oder Todesfälle können das Strafmaß erheblich beeinflussen.

Bei Unfällen mit Todesfolge aufgrund von verbotenen Rennen kann der Angeklagte wegen Mordes verurteilt werden, was eine lebenslange Haftstrafe nach sich ziehen kann. Zusätzlich zum Strafverfahren wird meist auch der Führerschein entzogen, mindestens für sechs Monate.

Zivilrechtliche Folgen sind ebenfalls möglich

Opfer von aufgrund solcher Rennen verursachten Unfällen haben Anspruch auf Schadenersatz, auch wenn es oft schwierig ist, den verantwortlichen Fahrer oder dessen Haftpflichtversicherung zur Rechenschaft zu ziehen.

Nicht nur die Fahrer, sondern auch die Veranstalter verbotener Rennen werden bestraft.

Das Gesetz sieht auch für die Organisatoren Strafen vor, die von Geldbußen bis zu Freiheitsstrafen reichen. Die genaue Strafe ist wiederum von den Umständen des Einzelfalls abhängig.

Die Strafverfolgungsbehörden in Deutschland sind entschlossen, gegen verbotene Rennen vorzugehen. Die Sicherheit im Verkehr und der Schutz aller Verkehrsteilnehmer stehen an oberster Stelle. Durch die konsequente Ahndung derjenigen, die an verbotenen Rennen teilnehmen oder sie organisieren, soll ein deutliches Signal gesetzt werden, dass solche Tätigkeiten nicht geduldet werden.

Anordnung einer MPU wegen eines verbotenen Straßenrennens

Bei Teilnahme an einem verbotenen Straßenrennen können neben den strafrechtlichen auch verwaltungsrechtliche Sanktionen folgen, wie die Anordnung einer MPU.

Die MPU überprüft die Fahrtüchtigkeit einer Person, insbesondere bei Zweifeln an deren Verantwortungsbewusstsein im Straßenverkehr. Verbotene Rennen gelten als besonders gefährliches und rücksichtsloses Verhalten, das die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer stark gefährden kann.

Die Verkehrsbehörden können daher von Beteiligten eines verbotenen Rennens die Vorlage eines MPU-Gutachtens fordern, selbst wenn das Punktelimit noch nicht erreicht ist. Eine MPU-Anordnung zeigt, dass der Fahrer das Fahrzeug und die Straße zweckentfremdet benutzt und das Leben und die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet hat.

Die MPU zielt darauf ab, die persönliche Eignung und Verhaltensänderung des Fahrerlaubnisinhabers zu bewerten. Das Gutachten wird von einer unabhängigen Begutachtungsstelle erstellt und basiert auf verschiedenen Tests, wie psychologischen Gesprächen, Fragebögen und körperlichen Untersuchungen.

Die MPU dient der Verkehrssicherheit. Sie ermöglicht den Beteiligten, ihre Verantwortungsbereitschaft und ihr verkehrsgerechtes Verhalten zu demonstrieren. Eine erfolgreiche Teilnahme kann dazu beitragen, das Vertrauen in die eigene Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen und die Chance auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis zu verbessern.

Die Anordnung einer MPU wird von den Verkehrsbehörden individuell entschieden. Die konkreten Voraussetzungen können je nach Bundesland unterschiedlich sein. Daher ist es ratsam, bei einer MPU-Anordnung professionellen rechtlichen Rat einzuholen, um sich bestmöglich vorzubereiten.

Auch eine unverbindliche Erstberatung kann hilfreich sein, um den eigenen Fall besser zu verstehen und sich optimal auf eine MPU vorzubereiten.

Versicherungsschutz bei Vorfällen im Kontext unerlaubter Rennen auf öffentlichen Straßen

Zwischenfälle, die aus unerlaubten Rennen resultieren, können gravierende Konsequenzen nach sich ziehen – sowohl für die involvierten Fahrer als auch für andere Straßenteilnehmer. Aber wie verhält es sich mit den Leistungen der Versicherung in solch einem Fall?

Die gesetzlich verankerte Kfz-Haftpflicht übernimmt normalerweise die Schadensregulierung, die durch das Führen eines Kraftfahrzeugs verursacht wird. Dazu zählen ebenso Unfälle, die aus der Teilnahme an unerlaubten Straßenrennen entstehen. Geschieht ein Unglück und Dritte erleiden Schäden, greift die Haftpflichtversicherung des Verantwortlichen ein und kümmert sich um die Abwicklung des Schadens.

Es gilt allerdings eine wesentliche Beschränkung zu berücksichtigen: Die Beteiligung an solchen Rennen gilt als eine schwerwiegende Verletzung der Versicherungsvereinbarung. Dies führt dazu, dass der Fahrer mit seiner Teilnahme gegen die Vertragsbedingungen verstößt, was wiederum die Versicherungsleistungen beeinträchtigt.

In der Praxis kann dies bedeuten, dass die Haftpflichtversicherung vom Verursacher die Kosten teilweise oder vollständig zurückverlangt.

Zudem kann die Kaskoversicherung aufgrund der strafbaren Handlung die Leistung verweigern. Somit wird der Schaden am eigenen Fahrzeug nicht von der Versicherung gedeckt.

Die spezifischen Folgen für die Versicherungsleistungen im Kontext unerlaubter Kfz-Wettbewerbe sind abhängig von diversen Faktoren, wie den genauen Versicherungskonditionen, dem Versicherer und den individuellen Umständen des Unfalls. Es empfiehlt sich daher, im Schadensfall sofort mit der Versicherung Kontakt aufzunehmen, um Klarheit über die Bedingungen und den Umfang der Leistungen zu erlangen.

Beschlagnahme von Fahrzeugen

Bei verbotenen Rennen auf öffentlichen Straßen kann das Tatfahrzeug beschlagnahmt und eingezogen werden. Das Fahrzeug muss dabei nicht dem Täter gehören – auch Fahrzeuge, die für das Rennen genutzt wurden, können konfisziert werden.

Die Beschlagnahme dient als Abschreckung und soll die Sicherheit im Verkehr fördern sowie die Wiederholungsgefahr verringern.

Die Entscheidung über die Beschlagnahme eines Fahrzeugs liegt bei den Strafverfolgungsbehörden. Sie prüfen den Fall und entscheiden, ob die Voraussetzungen für eine Beschlagnahme erfüllt sind, wobei die Schwere der Tat und die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden.

Maßnahmen bei Beschuldigung wegen Teilnahme an illegalem Straßenrennen

Bei einer Anschuldigung ist es entscheidend, angemessen zu reagieren und korrekte Schritte einzuleiten. Hier einige Ratschläge:

  • Bleiben Sie ruhig und arbeiten Sie mit den Behörden zusammen, ohne das Gesetz zu brechen. Verhalten Sie sich kooperativ und folgen Sie den Anweisungen.
  • Holen Sie juristischen Beistand ein, vorzugsweise von einem im Verkehrsrecht spezialisierten Anwalt.
  • Tätigen Sie keine Aussagen ohne vorherige Absprache mit Ihrem Anwalt, da diese gegen Sie verwendet werden könnten.
  • Sammeln und bewahren Sie Beweise, die Ihre Position stärken könnten, und übergeben Sie diese Ihrem Rechtsbeistand.
  • Unterlassen Sie jegliche weitere Verkehrsverstöße und fahren Sie gesetzeskonform.

Ziehen Sie eine persönliche MPU-Beratung in Betracht, da jeder Fall individuell ist. Kostenlose Erstberatungen sind beispielsweise bei der MPU-Fragen möglich. Abschließend: Verantwortungsvolles Handeln und professionelle Vorbereitung auf die MPU sind essentiell. Die MPU dient der Überprüfung der Fahreignung und sollte ernst genommen werden. Spezialisierte Vorbereitungskurse können dabei helfen, das eigene Verhalten zu reflektieren und notwendige Veränderungen herbeizuführen, um die Fahrerlaubnis wiederzuerlangen.


Fazit: Bewusste Verhaltensweise und qualifizierte MPU-Vorbereitung

Nicht genehmigte Rennen auf öffentlichen Straßen stellen ein hohes Risiko dar und bringen nicht nur die Teilnehmer, sondern auch ahnungslose Passanten in Gefahr. Die judikativen Folgen für solche Handlungen können erheblich sein und Strafmaßnahmen wie den Führerscheinentzug, die Verpflichtung zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) sowie die Beschlagnahme des Autos nach sich ziehen.

Die MPU ist in solchen Fällen von entscheidender Bedeutung, da sie dazu dient, die Fahrtauglichkeit von Verkehrsteilnehmern, die durch gravierende Verkehrszuwiderhandlungen auffallen, zu evaluieren.

Es ist zu empfehlen, für eine MPU fachkundige Beratung zu suchen. Institutionen wie die MPU-Fragen entwickeln maßgeschneiderte Vorbereitungsprogramme, die auf die individuellen Anforderungen und Lebensumstände der Kandidaten abgestimmt sind. Diese persönliche Begleitung ermöglicht es den Kandidaten, sich adäquat auf die MPU vorzubereiten, eigenes Fehlverhalten zu hinterfragen und negative Verhaltensweisen zu identifizieren sowie zu korrigieren. Ein erfolgreicher Abschluss der MPU ist oft ein entscheidender Schritt hin zur Rückgewinnung der Fahrerlaubnis.

Restalkohol und MPU - Wann darf man wieder fahren?

Wenn Sie professionelle Hilfe zum Thema MPU suchen, nutzen Sie die Möglichkeit einer kostenlosen Beratung durch unsere Experten.

Durch das Drücken des Buttons geben Sie Ihre Zustimmung zur Datenverarbeitung.

Vielleicht sind Sie daran interessiert